Das Erbe der 1970er: Hautärzte rechnen mit deutlichem Anstieg von Melanom-Fällen

zwei Frauen beim Sonnenbaden am Strand

Es begann schon in den 1960er Jahren, als die Deutschen ihre Liebe für das Verreisen entdeckten. Erst waren es nur wenige, die sich das überhaupt leisten konnten, doch bald wurden es immer mehr. Als schick galten vor allem Ziele in Italien oder Griechenland und Mallorca wurde damals praktisch zum elften westdeutschen Bundesland erkoren.

Wer braungebrannt aus dem Urlaub nach Hause kam, wurde um seinen "Reichtum" beneidet und repräsentierte hohe Begrifflichkeiten wie Freiheit, Weite, Unabhängigkeit und Abenteuer. Überhaupt wurde Urlaub mit Sonne und Bräune gleichgesetzt.

Zu viel Sonne macht krank

Dass die Sonne unsere Haut nachhaltig schädigen kann, insbesondere dann, wenn man sich mehrfach freiwillig einem Sonnenbrand ausgesetzt hat, wurde eigentlich erst gegen Ende der 1980er Jahre publik gemacht. In diesem Zuge wurde auch der Zusammenhang mit der ständigen Zunahme der fatalen Hautkrebserkrankungen hinreichend diskutiert, sodass sich fortan immer mehr Menschen bemühten, sich vor zu intensiver Sonnenstrahlung zu schützen. Stundenlanges Herumwälzen in der prallen Sonne war nun nicht mehr das vorrangige Reiseerlebnis.

Dass uns jetzt die Quittung für unser Fehlverhalten in den 1970er und 1980er Jahren ins Haus steht, das sieht auch der Dermatologe Dr. Dirk Schadendorf vom Uniklinikum Essen so. Zurzeit verzeichnen wir in Deutschland jedes Jahr ungefähr 300.000 Neuzugänge an Hautkrebsdiagnosen. In der Mehrzahl geht es dabei um den Weißen Hautkrebs, aber es sind auch 23.000 Fälle Schwarzer Hautkrebs darunter. Davon betroffen sind nicht nur ältere Menschen, gerade in den letzten Jahren müssen sich auch immer mehr jüngere Menschen die durchschlagende Diagnose Hautkrebs anhören.

Wie Sie sich vor Hautkrebs schützen können

Zwar ist das Bewusstsein zu diesem Thema in der Bevölkerung insgesamt gestiegen, aber die so wichtige Sonnencreme wird entweder gar nicht verwendet oder viel zu dünn aufgetragen. In der Praxis wird selten der Lichtschutzfaktor realisiert, der auf der Tube steht. Neben der richtigen Verwendung von Sonnencreme brauchen wir einen Kopfschutz, am besten einen leichten Hut mit breiter Krempe, und eine Bekleidung mit langen Ärmeln und langen Hosenbeinen.

Moderne Therapien gegen den Hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs wird auch als malignes Melanom bezeichnet. Er stellt die aggressivste Variante von Hautkrebs dar, weil er sehr stark zum Streuen von Metastasen neigt, wodurch schnell andere Organe betroffen werden. Allein dadurch sind in Deutschland jährlich rund 3.000 Todesfälle zu beklagen. Die gute Nachricht ist: Bei rechtzeitiger Erkennung der Erkrankung liegt die Heilungschance bei über 85 Prozent. Schadendorf ergänzt dazu, dass es inzwischen mehr als zehn gut wirksame Medikamente gibt, die die Vermehrung der Hautkrebszellen blockieren und zugleich das eigene Immunsystem aktivieren.

Hautkrebs als Berufskrankheit

Im Jahre 2015 wurde Hautkrebs als Berufskrankheit anerkannt. Davon gibt es rund 80 an der Zahl. Hautkrebs steht dabei an dritter und damit an ziemlich prominenter Stelle, weiß Christoph Skudlik vom "Institut für interdisziplinäre dermatologische Prävention und Rehabilitation" in Osnabrück. Er plädiert daher unter anderem für schattenspendende Zelte, die zum Beispiel den Spargelstechern zur Verfügung gestellt werden sollen oder für Sonnensegel auf Baustellen. Dass der Bademeister den ganzen Tag lang nur mit einer Badehose bekleidet ist, müsse unbedingt der Vergangenheit angehören. Auch Kontrollen der vorgeschriebenen Maßnahmen zum Sonnenschutz seien unerlässlich.

Bei den Kleinen richtig anfangen

Im Jahre 2018 kooperierten circa 200 Hautärzte mit den Kitas in Deutschland. Für 2019 erwartet man einen Anstieg auf über 300 sich beteiligenden Dermatologen. Denn sie wissen ganz genau, dass die Haut unserer Kinder deutlich empfindlicher ist als jene von erwachsenen Menschen. So hoffen die Hautärzte, über die Kinder auch deren Eltern mit ihrer Botschaft zu erreichen. Immerhin übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen das Hautkrebs-Screening schon seit 2008. Doch den empfohlenen regelmäßigen Check alle zwei Jahre nehmen noch zu wenige in Anspruch. Hier muss sich noch einiges verbessern, um dem Krebs die Stirn zu bieten, und daran können wir alle mitwirken. Weiterlesen: Hautkrebsschutz für Kinder.

Bildnachweis: Pixabay

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